Der Chef hat eine wichtige Aufgabe an Sie delegiert, Sie sitzen mit voller Konzentration vor Ihrem Bildschirm. Sie kommen gut voran, doch plötzlich sticht es im Rücken. Auch der engagierteste Mitarbeiter ist spätestens in diesem Zustand nicht mehr in der Lage seine volle Aufmerksamkeit der Sache zu widmen.
Die häufigste und auch intuitive Reaktion der Betroffenen ist entweder ein Verdrehen des Rückens oder das Verharren in einer starren Haltung verbunden mit einem wehleidigen Blick. Doch wie wäre es mit Ergonomie? ,,Ja, das habe ich schon mal gehört‘‘. Doch was bedeutet Ergonomie überhaupt? Hier ist schlicht weg die Rede von der Anpassung der Arbeitsbedingungen an den Menschen. Und nicht andersherum! Wir sind uns einig: Sobald akrobatische Künste gefordert sind, um am Arbeitsplatz ,,vernünftig‘‘ zu arbeiten, sind ergonomische Maßnahmen von Nöten, um zukünftig gesund zu bleiben. Es können sich aber auch mehr oder minder unbemerkte Fehlhaltungen einschleichen, die Ihnen langfristig schaden können. Ist der Bildschirm z.B. zu hoch eingestellt, werden Sie auf Dauer Nackenschmerzen bekommen. Werden diese Fehlhaltungen nicht korrigiert, können sich im Laufe der Jahre chronische Erkrankungen entwickeln.
Bestimmt sind Ihnen bereits die ganzen Hebel unter dem Sitz Ihres Bürostuhls aufgefallen. Diese sind aus Gründen der Ergonomie angebracht und regeln die Höhenverstellbarkeit, die Neigung der Lehne und des Sitzes. Natürlich bedeutet Ergonomie nicht willkürlich den Stuhl zu verstellen. Schließlich geht es um die individuelle Anpassung des einzelnen an seinen Arbeitsplatz. Grundsätzlich kann jedoch gesagt werden, dass sowohl Ober- und Unterschenkel als auch Ober- und Unterarme im rechten Winkel zueinander stehen müssen, und dass die Füße senkrecht zum Boden aufgestellt sind. Achten sie darauf, dass die Tastatur etwa 15 cm vor der Tischkante platziert ist und dass der Bildschirm Ihres PCs etwa eine Armlänge Abstand zu Ihnen hat. Sollte der Bildschirm verstellbar sein, dann erweist es sich als schonender für Ihren Nacken, wenn dieser eher unten steht und etwas nach hinten geneigt ist. Haben Sie eine Armlehne? Wenn ja, dann sollte diese als Verlängerung des Tisches fungieren.
Prinzipiell gilt das dynamische Sitzen. Ärzte sind sich einig, dass ein verkrampftes Verharren in einer aufrechten Haltung nicht hilfreich ist. Es tut dem Rücken gut, wenn wir unsere Haltung ändern. Statisches Sitzen bedeutet, dass Sie über einen längeren Zeitraum in einer Position sitzen, was das Risiko für Verspannungen erhöht. Dieses verkrampfte Sitzen kommt oftmals so zustande, wenn Sie konzentriert auf den Monitor schauen und einer wichtigen Aufgabe nachgehen. In diesem tranceartigen Zustand kann oftmals das Blinzeln vergessen werden, was trockene Augen zur Folge hat.
Die Augen sind ein weiterer Punkt, der im Zusammenhang mit der Gesundheit am Arbeitsplatz nicht unerwähnt bleiben darf. Nach der Bildschirmarbeitsplatzverordnung hat der Arbeitgeber die Tätigkeit so zu organisieren, dass die tägliche Arbeit an Bildschirmgeräten regelmäßig durch andere Tätigkeiten oder durch Pausen unterbrochen wird. Es gibt eine Reihe von Vorteilen, die die Pausen mit sich bringen. Die Pausen beseitigen die Erschöpfungssymptome, die durch die Arbeit verursacht werden. Die Unterbrechungen sorgen dafür, dass sich die Ermüdungserscheinungen nicht über den ganzen Tag anhäufen. Des Weiteren werden die Augen entlastet und Bewegung gefördert. Nach § 6 der Bildschirmarbeitsverordnung hat der Arbeitnehmer das Recht spezielle Sehhilfen für die Arbeit am PC zur Verfügung gestellt zu bekommen. Bei einer Attestierung der Notwendigkeit einer Sehbrille ist der Arbeitgeber sogar verpflichtet sich zu beteiligen.
90% der Rückenschmerzen, die wir erleiden, sind muskulär bedingt. Das heißt, dass wir die Möglichkeit haben den Großteil der Ursachen vorzubeugen. Selbstverständlich sollten alle auf ausreichend Bewegung im Alltag achten. Doch Menschen, die einen sitzlastigen Beruf ausüben, sollten besonders Augenmerk darauf legen. Massagen und Wärmebehandlungen für den Rücken bekämpfen zwar die Symptome, aber keineswegs die Ursache. Treiben Sie Sport als Ausgleich zu Ihrer Arbeit und stärken Sie die Muskulatur.
Sie haben einen langen Arbeitstag und sind gebunden an die Öffnungszeiten von diversen Sportvereinen? Es gibt Alternativen! Versuchen Sie es mit Laufen. Laufen können Sie überall. Egal, ob auf dem Laufband, im Park oder zur Not um den Häuserblock. Wer beruflich viel unterwegs ist, muss also nicht auf den sportlichen Ausgleich verzichten. Die zweite Alternative ist das Radfahren. Nicht nur, dass Radfahren eine Menge Spaß macht. Es lässt sich auch super in den Arbeitsalltag integrieren. Fahren Sie einfach mit dem Fahrrad ins Büro und nach dem Feierabend radeln Sie entspannt wieder nach Hause, genießen den frischen Fahrtwind und haben möglichweise ebenso ein gutes Stressventil. Zu guter Letzt stärken Sie auch noch das Gemeinschaftsgefühl in ihrem Büro. Bei guter Büroatmosphäre ist ein Fußball-, Basketball- oder Handballteam schnell gefunden. Eine Runde auf dem Sportplatz nach der Arbeit wird allen gut tun.
60% dynamisches Sitzen, 30% Stehen und 10% herumlaufen
Diese Regel nennt man auch ,,40-15-5‘‘-Regel, also 40 Minuten sitzen, 15 Minuten stehen und 5 Minuten umherlaufen. Konkret kann das folgendermaßen aussehen: In den 40 Minuten berücksichtigen Sie das dynamische Sitzen. Haben Sie einen ergonomischen Tisch? Dann können Sie diesen für 15 Minuten pro Stunde hochfahren und im Stehen arbeiten. Sie haben keinen? Auch nicht schlimm. Wenn Sie sich mit Kollegen austauschen oder mal Akten im Schrank verstauen, dann können Sie das genauso gut im Stehen machen. Die 5 Minuten Laufen können Sie durch den Gang auf Toilette, das Kaffee oder Tee Holen gewährleisten. Auf diese Art und Weise können Sie sich lästige Rückenschmerzen ersparen. Zusätzlich verbessert sich durch ausreichende Bewegung Ihre
Ein häufiger Haltungswechsel wirkt sich positiv auf Ihre Wirbelsäule, Bandscheiben und Muskulatur aus, sodass Verspannungen kein Thema mehr für Sie sein werden.
Ein Wechsel zwischen Stehen und Sitzen ermöglicht Ihnen, gegen einseitige Belastungen des Körpers anzukämpfen und Ihre Muskulatur enorm zu entlasten. Im Stehen verbrennen Sie nicht nur mehr Kalorien als im Sitzen, sondern es verbessert auch Ihre Atmung und ist gut für Ihr Herz-Kreis-Laufsystem.
Falls Sie bis dato zwar etwas mit dem Begriff Ergonomie anfangen konnten, doch noch kein Profi in der Umsetzung sind, bietet zum Beispiel der TÜV Rheinland eine Ergonomie-Beratung an. Hier wird die Haltung der Mitarbeiter mittels strahlungsfreier Messung analysiert und ausgewertet. Darüber hinaus wird das Personal geschult zukünftig Rückenschmerzen vorzubeugen.
Der Mehrwert, der bei den Mitarbeitern entsteht, wirkt sich auch positiv auf das Geschäft aus. Wenn Sie Ergonomie am Arbeitsplatz beachten, wird es weniger rückenbedingte Krankheitsfälle geben, was sich an gesünderen und zufriedeneren Mitarbeitern erkenntlich macht. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Produktivität aus. Möglicherweise müssen Büroeinrichtungen neu angeschafft werden, um den Mitarbeitern das volle Potential der Ergonomie am Arbeitsplatz zu bieten. Denken Sie daran, dass dies eine Investition für die Zukunft ist, denn gesunde Mitarbeiter werden Ihnen in allen Belangen mehr nützen als beeinträchtigte.
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Artikel von Usamah Morouj