19. Juli 2018

Bye bye, 9 to 5 – Flexibilität ist angesagt!

9 to 5 hat ausgedient: Immer mehr Beschäftigte wollen die Freiheit haben, zu flexiblen Zeiten an flexiblen Orten zu arbeiten. Stichwort: Work-Life-Balance.

9 to 5 hat ausgedient: Immer mehr Beschäftigte wollen die Freiheit haben, zu flexiblen Zeiten an flexiblen Orten zu arbeiten. Stichwort: Work-Life-Balance. Dazu gehören das Home-Office, die Einzelkabine im Großraumbüro, der wechselnde Schreibtisch innerhalb der Abteilung – aber auch die Einteilung, zu individuellen Uhrzeiten die anstehenden Aufgaben zu erledigen. Immer mal was anderes, raus aus der Routine – das hält den Kopf frei, reduziert Stress, schafft Motivation und fördert das Out-of-the-Box-Denken.

Was wollen wir vom Leben?

Die Wünsche, wie das eigene Leben auszusehen hat, sind natürlich sehr vielfältig und differieren von Mensch zu Mensch. Die einen wollen viel Freizeit: für kulturelle Ereignisse, Sport, Familie & Freund*innen, Reisen. Sie arbeiten daher häufig nicht in Vollzeit. Die anderen wollen ein gutes Gehalt, um sich das kleine bisschen Luxus leisten zu können; sie verzichten daher öfter mal auf mehr freie Zeit und haben den traditionellen Vollzeitjob (den sie z.T. mit Mehrarbeit aufstocken). Und dann gibt es noch die Gruppe, die es einfach ausgewogen haben will – die Mischung macht’s eben. Arbeit und Privatleben stehen im Einklang miteinander, lassen sich bestens kombinieren.

Die sogenannte Work-Life-Balance wird für viele Arbeitnehmer*innen immer wichtiger. Dahinter steht meist der Wunsch nach weniger Stress, einem Job, der Spaß macht, der mehr Zeit für die privaten Dinge lässt. Und der auch bei weniger Arbeit immer noch kleine Ausgaben ermöglicht.

Flexible Arbeitszeiten – die beliebtesten Modelle

Teilzeit: Das Teilzeit-Modell ist nicht neu, aber erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Arbeitszeiten pro Woche betragen in diesem Modell zwischen 20 und 30 Stunden. Diese können je nach Job beliebig aufgeteilt werden: auf 3 bis 4 Tage die Woche oder auf die klassischen 5 Tage. Das Gehalt fällt zwar in den meisten Fällen nicht allzu üppig aus, aber genügt den Teilzeit-Arbeitenden häufig.

Gleitzeit: In vielen Unternehmen schon Standard. Hier können die Beschäftigten selbst wählen, wann sie zur Arbeit kommen und wann sie wieder gehen. Dies ermöglicht beispielsweise zusätzliche Freiräume bei der Kinderbetreuung, Pflege von Familienangehörigen oder sozialem Engagement. Meist gibt es eine Kernarbeitszeit, zu der die Arbeitnehmer*innen anwesend sein sollten.

variable Gleitzeit: Im Unterschied zur einfachen Gleitzeit gibt es keine Kernarbeitszeiten. Die Beschäftigten können selbst festlegen, an welchen Tagen und Orten sie arbeiten – durch den Arbeitgeber findet da auch keine Kontrolle statt. Lediglich das Arbeitszeitvolumen ist festgelegt.

Gruppenfaust, die aus fünf Personen besteht, in einem Büro mit Laptops

Arbeitsplatzteilung (auch bekannt als Job-Sharing): Hier wird der Arbeitsplatz unter mehreren Personen aufgeteilt. Meist findet das sogenannte Job-Splitting hier Anwendung. Das bedeutet, dass sich zwei Arbeitnehmer*innen einen Vollzeitjob teilen – und somit jeweils halbtags arbeiten. Das Modell gibt es seit den 1980er Jahren in Deutschland und stammt aus den USA.

Vertrauensarbeitszeit: Hier sollen die Arbeitsaufgaben zu einem bestimmten Zeitpunkt (oder auch Zeitraum) erledigt sein und die Beschäftigten müssen sich selbst einteilen, wie sie dies gewährleisten. Der Arbeitgeber kontrolliert bei diesem Modell keine Arbeitszeiten, sondern beurteilt das Ergebnis und die geleistete Arbeit am Ende.

Rentiert sich das? Vor- und Nachteile der Flexibilität

Wer Kinder hat, ist froh über die modernen Arbeitszeitmodelle – vor allem die variable Gleitzeit: Man hat genug Zeit, mit den Kindern zu frühstücken, sie in die Kita zu bringen und sie wieder abzuholen. Zwischendurch wird der Job ausgeübt. Ist das ein Kind krank, muss man sich dank Homeoffice-Option nicht um eine*n Babysitter*in kümmern, sondern kann ganz bequem von zu Hause aus arbeiten. Bei einem Vollzeitjob können hier auch die Zeiten gesplittet werden: Morgens die Kinder, mittags der Job, nachmittags die Kinder, abends der Job. Je nach Möglichkeit und Vorlieben kann der Alltag auf die Bedürfnisse der Beschäftigten zugeschnitten werden. Job und Privatleben halten sich hier die Waage

Doch nicht nur mit Kindern bieten die neuen Modelle jede Menge Vorteile. Wer sich sozial engagiert, Angehörige pflegt oder einfach viel Me-Time (dt.: Zeit für sich) braucht, um sich zu regenerieren, findet im Teilzeitbereich die Möglichkeiten dazu. Meist ist es möglich, sich die Arbeitstage und -zeiten individuell zusammenzustellen. Für manche ist eine 5-Tage-Woche mit kurzen Arbeitszeiten zu 4 Stunden täglich ideal; für andere eine kürzere Woche mit etwas mehr Stunden. Das Privatleben spielt hier eine übergeordnete Rolle und lässt sich gut mit dem Job kombinieren.

Die Alternativen zum klassischen 9-to-5-Job sind super, aber Risiken gibt es dennoch. Vor allem bei der Vertrauensarbeitszeit haderte es schon des Öfteren Kritik. Das liegt daran, dass die Ziele, wann eine Arbeitsaufgabe erledigt sein muss, oft unrealistisch sind und die Beschäftigten daher in unbezahlte Mehrarbeit geraten, um ihre Zielvereinbarung zu erfüllen. Hier spielen Faktoren wie Krankheit von Projekt- oder Team-Mitgliedern, ein höherer Arbeitsaufwand als einkalkuliert, technische Störungen etc. eine Rolle. Die Arbeitnehmer*innen nehmen ihren Urlaub nicht, gleichen ihre Mehrstunden nicht aus und fühlen sich verantwortlich, das Projekt zur Deadline fertigzubringen. Dies führt auf Dauer zu psychischen Erkrankungen wie dem Burn-out. Und die Stimmung unter den Kolleg*innen leidet enorm.

Schreibtische mit Tischleuchte bei Nacht und Klappzahlenuhr, die 1 Uhr (1 AM) anzeigt

Ein weiterer Faktor bei flexiblen Arbeitszeiten ist die ständige Erreichbarkeit der Beschäftigten. Nicht abschalten zu können, weil auf dem Smartphone schon wieder arbeitsbezogene Notifications eintrudeln, um die man sich schnellstens kümmern soll, kann ebenfalls zur Erschöpfung führen. Hier wird die Abgrenzung immer wichtiger, um sich nicht zu überlasten.

Auch das Gehalt fällt natürlich bei Jobs mit geringerem Arbeitsvolumen (20 bis 30 Stunden) meist nicht sehr hoch aus. Für größere Anschaffungen oder Reisen reicht es da oft nicht. Vor allem in Branchen, in denen die Arbeit nur mit Mindestlohn vergütet wird und die Beschäftigten in Teilzeit arbeiten, weil der Arbeitgeber keine Vollzeitstellen bietet, ist der Frust groß. Nicht selten haben die betroffenen Arbeitnehmer*innen zwei Jobs, um über die Runden zu kommen.

Unterm Strich…

… ist Flexibilität im Job wichtig und wird auch zukünftig an Bedeutung gewinnen, da vor allem die Generationen Y (alias „Millenials“) und Z (alias „Digital Natives“) ihrem Privatleben einen größeren Raum geben wollen als frühere Generationen. Viele Unternehmen bieten daher bereits flexible Arbeitszeitmodelle an und gleichen die Arbeitszeiten an die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten an. (soweit es in der jeweiligen Branche möglich ist) Welches Modell sich für sie eignet, müssen die Arbeitnehmer*innen selbst entscheiden. Es gibt nicht das „eine“ Modell für alle, weil Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben. Deshalb sollten auch die Arbeitszeitmodelle – Stichwort Flexibilität – individuell angepasst werden.

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