Frau Burghardt, was meinen Sie: Hat sich der Weltfrauentag bewährt? Sollten wir ihn weiter begehen?
Ja, unbedingt. Er unterstützt uns, auf Gewalt gegen und Benachteiligung von Frauen aufmerksam zu machen. Als Frauenbeauftragte in einem Berliner Unternehmen freue ich mich natürlich umso mehr, weil er in unserem Bundesland als ein echter Feiertag begangen wird. So wird das Thema Gleichberechtigung und Förderung von Frauen noch deutlicher in das Bewusstsein der Menschen gerufen. Wir sollten ihn definitiv weiter begehen.
Kann ein Tag wie dieser in der Gesellschaft etwas bewirken?
Ja, da er anerkennt, was Frauen in der Gesellschaft bewirken. Möglicherweise hätte er noch mehr Einfluss in unserer Gesellschaft, wenn er noch in weiteren Bundesländern als Feiertag anerkannt werden würde.
Wie steht es aus Ihrer Sicht denn heute um die Gleichstellung der Geschlechter?
Hier möchte ich zunächst einmal nur für unser Unternehmen sprechen. Zahlenmäßig sehen wir hier sogar einen deutlich höheren Frauenanteil unter den Beschäftigten als Männer. Insbesondere auch bei den Führungskräften sind mehr als die Hälfte der Stellen mit Frauen besetzt. Zugleich ergeben sich bei bluepartner andere Herausforderungen, denen wir begegnen wollen und müssen. So ist weiterhin eine deutlich höhere Teilzeitquote bei den weiblichen Beschäftigten festzustellen. Unsere Antwort darauf sind flexible Arbeitsmodelle, aber auch besondere Elternschichten, die es ermöglichen Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen.
Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?
Ich sehe definitiv an vielen Stellen noch Handlungsbedarf. Aber als Unternehmen stößt bluepartner hier allein an seine Grenzen. Hier muss seitens der Politik mehr getan werden. So müssen Möglichkeiten geschaffen werden, die es Frauen erlaubt, weniger in Teilzeit zu gehen. Denn immer noch sind es die Frauen, von denen die Gesellschaft erwartet, dass sie den größeren Anteil der Kinderbetreuung wahrnehmen. Und das heißt für viele nur Teilzeit zu arbeiten. Daran müssen wir gemeinsam mit der Politik arbeiten
Was tun Sie konkret als Gleichstellungsbeauftragte bei bluepartner, um den Zielen der Gleichstellung näher zu kommen?
Ich habe stets ein offenes Ohr für die Kolleginnen, sehe mich aber auch insgesamt als Anlaufstelle für alle Mitarbeiter:innen im Unternehmen. Ich setze mich für die Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen ein und berate darüber hinaus die Geschäftsführung zu möglichen Maßnahmen, die nicht gesetzlich verpflichtend sind und zu denen sich bluepartner in vielen Fällen freiwillig verpflichtet. Dazu gehören etwa die Möglichkeit zwischen verschiedenen Teilzeitmodellen zu wechseln und bei Bedarf auch wieder in eine Vollzeitbeschäftigung zurückkehren. Auch die Weiterentwicklung von geeigneten Fachkräften zu Führungskräften gehört dazu.
Welchen Tipp würden Sie jungen Frauen mitgeben?
Ungleichgewichte lassen sich nicht von heute auf morgen beheben. Deshalb ist es wichtig, dran zu bleiben und sich der eigenen Stärke bewusst zu werden. Für uns Frauen ist es deshalb einmal mehr wichtig, auf uns zu vertrauen, unsere Stärken zu nutzen und uns mit anderen Frauen zu verbünden. 😉