"Nachhaltigkeit geht uns alle an"

bluepartner beteiligt sich an einer weltweiten Initiative

Das große Thema dieser Tage heißt Nachhaltigkeit. Wie wollen wir in Zukunft leben und was kann jeder und jede Einzelne dazu beitragen? Welches Leben ermöglichen wir unseren Kindern in Zukunft? Und: Was können wir selbst dafür tun? Denn viele kleine Schritte können eine große Wirkung haben. Denn Nachhaltigkeit geht uns alle an.

Und so wollen auch wir von bluepartner dazu beitragen, an der ein oder anderen Stelle noch aufmerksamer und bewusster zu handeln. Für dieses Thema hat unser Schwesterunternehmen,  die Berliner Wasserbetriebe, eine Nachhaltigkeitsbeauftragte in ihren Reihen. Nina Thorbeck heißt sie und unsere Marketingleiterin Susanne Bachmann hat sie zum Interview getroffen.

Nina Thorbeck - Nachhaltigkeitsbeauftrage

Berliner Wasserbetriebe (BWB)
Nina Thorbeck - Nachhaltigkeitsbeauftrage Berliner Wasserbetriebe (Bild: Berliner Wasserbetriebe)

Susanne Bachmann: Liebe Frau Thorbeck, erstmal vielen Dank für Ihre Bereitschaft und Ihre Zeit. Weltweit machen junge Menschen heute auf die Folgen der Klimakrise und unserer Verantwortung gegenüber Natur und Umwelt aufmerksam. Das war vor der Pandemie bereits so, hat aber jetzt nochmals einen neuen Drive bekommen. Hätten wir Sie als Jugendliche auch auf einer Demo angetroffen, Frau Thorbeck?


Nina Thorbeck: Ja, sicher und nicht nur als Jugendliche. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, das Aufmerksamkeit braucht.


Susanne Bachmann: Absolut! Fest steht, wir müssen alle aktiv werden. Was bedeutet Ihnen denn persönlich Nachhaltigkeit, und wie leben Sie die?


Nina Thorbeck: Nachhaltigkeit ist eine Entwicklung, und so lebe ich das auch. Ich schaue immer, wo und wie ich besser werden kann. Auch wenn Nachhaltigkeit mein Beruf ist: Ich bin nicht überall gut, bin auch schon mal ein Flugzeug gestiegen, ohne mir über die Auswirkungen Gedanken zu machen. Das kann ich nicht eins zu eins wieder rückgängig machen. Aber: Ich lerne dazu und gehe immer bewusster mit Umwelt und Klima um. Was ich zum Beispiel im letzten Jahr geändert habe, ist, dass ich zu einer nachhaltigen Bank gewechselt bin. Denn es ist mir wichtig, dass mit den Geldern die ich meiner Bank zur Verwaltung gebe, nicht in Ausbeutung, Kriege oder rückständige Technologien investiert wird.

Die Nachhaltigkeitsziele der Berliner Wasserbetriebe gehen alle an


Susanne Bachmann: Interessanter Ansatz. Viele assoziieren Nachhaltigkeit mit plakativen Themen wie, Plastik zu reduzieren, den Kohleausstieg oder die Elektromobilität zu forcieren. Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang für die Wasserwirtschaft?


Nina Thorbeck: Wenn man darüber nachdenkt, dass man ohne Wasser nicht leben kann ...  eine sehr, sehr große. Auch wenn wir heute und hier gut leben können – Nachhaltigkeit bedeutet generationengerecht zu handeln, also so, dass zukünftige Generationen Wasser ebenso nutzen können wie wir. Das heißt zum einen, Wasser nicht zu verschwenden, zum anderen aber auch es nicht unnötig zu verschmutzen, indem wir z. B. alte Medikamente in der Toilette entsorgen oder Zigarettenkippen auf die Straße werfen.

Oft sind wir uns über die Folgen unseres Handelns gar nicht bewusst. Denken Sie zum Beispiel an den Kauf von Sportbekleidung, die beim Sport viele Vorteile hat. Da Sportbekleidung oft aus Kunststoff besteht verliert sie beim Waschen jedoch Kunststofffasern. Das Thema Mikroplastik ist dabei im Nachhaltigkeitskontext nur eines von vielen Themen für die Wasserwirtschaft. 

Nachhaltigkeit zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass viele unterschiedliche Aspekte berücksichtigt werden müssen. Auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft kann es durchaus sein, dass man etwas Tolles erfindet und denkt: Ah, super, Problem gelöst und dann im Nachhinein feststellt, das ist dann doch nicht so ideal.

"Nachhaltigkeit zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass viele unterschiedliche Aspekte berücksichtigt werden müssen."

Ruhleben

Denken Sie an Atomkraft mit ihren Folgen – die Sorgen um die Energieversorgung schienen gelöst, aber die abgebrannten Brennstäbe müssen ja irgendwo gelagert werden und noch heute werden Endlager gesucht.


Susanne Bachmann: ...Und Brennstäbe müssen auch gekühlt werden ...


Nina Thorbeck: Richtig. Dabei kann es zu Nutzungskonflikten kommen, etwa wenn die Flüsse nicht genug Wasser führen und so nicht genug Kühlwasser vorhanden ist. Das ist natürlich eine weitere Herausforderung, die gelöst werden muss.


Susanne Bachmann: Zugang zu Wasser, sauberes Wassers – was gibt es denn noch für Aspekte, die man rund um das Thema Wasser nachhaltiger gestalten kann?


Nina Thorbeck: Einige: die Themen Gesundheit und Wasser hängen z.B. sehr eng zusammen. So braucht man ausreichend sauberes Trinkwasser, um gesund zu bleiben. Aber auch die Ableitung von Abwasser und dessen Behandlung, trägt wesentlich zur Gesundheit bei. Denn es war ja der Grundgedanke der Abwasserentsorgung, das schmutzige, keimbelastete Abwasser aus den Städten wegzuleiten damit die Menschen nicht krank würden. Auch die Aspekte Naturschutz und Biodiversität sind ganz eng mit Wasser verknüpft. Schließlich sind wir nicht die einzigen Lebewesen, die von Wasser abhängig sind. Egal ob es sich um Tiere, Pflanzen, Pilze oder Bakterien handelt und egal, ob diese auf dem Land oder unter Wasser leben: Alle diese Lebewesen tragen zur Stabilität der Ökosysteme und damit zum Schutz der Wasserressourcen bei. Auch Konflikte, bei denen Wasser entweder als Waffe eingesetzt wurde oder Ursache eines Konfliktes ist, wirken sich auf  die Wasserwirtschaft aus. In den Jahren 2010 – 2019 gab es weltweit über 600 solcher Konflikte. Das ist uns hier in Deutschland, wo wir immer ausreichend Wasser in guter Qualität haben, gar nicht immer bewusst. Hinzu kommt die Klimakrise, der das Ganze noch herausfordernder macht.


Susanne Bachmann: Man kann also mit Fug und Recht behaupten oder sagen: Wasser ist ein Menschenrecht, richtig?


Nina Thorbeck: Ja, unbedingt! Genaugenommen der Zugang zu sauberem Trinkwasser. In diesem Zusammenhang taucht noch ein wichtiger anderer Nachhaltigkeitsaspekt auf: Wasserholen ist in ärmeren Ländern oftmals Aufgabe von Frauen oder Kindern. Hier lauten die Stichworte Gleichbehandlung und Bildung. Denn anstatt zur Schule zu gehen machen sich viele Kinder auf den Weg und holen das Wasser für die Familie. Oftmals stundenlang. Da bleibt die Bildung und damit die Chance auf ein besseres Leben auf der Strecke. Wenn das Menschenrecht „Zugang zu sauberem Wasser“ umgesetzt wird, verringern wir also Ungleichbehandlung.

"Ein umfassender Nachhaltigkeitsansatz basiert also auf der Tatsache, dass alles irgendwie zusammenhängt."

Mitarbeiter jeder Altersgruppe werden bei mit nachhaltigem Arbeiten angesprochen und beteiligt.


Susanne Bachmann: Diese enge Verzahnung, die Sie ansprechen, zeigt sich ja auch in den 17 definierten Nachhaltigkeitszeilen der Vereinten Nationen. 


Nina Thorbeck: Ja genau. Das wird deutlich, wenn man sich die 17 Ziele genauer anschaut. Klar kann man die einzelnen Ziele auch isoliert betrachten, dabei stößt man dann aber schnell an Grenzen und erkennt, dass sie miteinander verwoben sind. Zum Beispiel hängen Klimaschutz (Ziel 13), bezahlbare und saubere Energie (Ziel 7) und natürlich auch Leben an Land (Ziel 15) zusammen. Wenn ich meinen Kolleg:innen versuche, die Zusammenhänge der Nachhaltigkeit zu erklären, mache ich das gern am Beispiel Laptop oder Smartphone deutlich. Fast jeder besitzt solche Geräte und beide bestehen aus vielen einzelnen Teilen. Hierbei kommen mehrere Dinge zum Tragen: Erstens, „was muss das Gerät können und was darf es kosten?“ Mit dieser Frage klären wir den ökonomischen Rahmen. Mit den Fragen „Wieviel Energie verbraucht das Gerät“, „Woher kommen die Rohstoffe?“, „Welche Umweltauswirkungen gibt es bei der Produktion? und „können die Geräte und Materialien später recycelt werden?“ können wir die ökologischen Auswirkungen hinterfragen. Nachhaltigkeit hat aber auch eine gesellschaftliche Seite und bezieht die Menschen mit ein: „Ist das Gerät sicher?“, „Arbeiten die Menschen bei der Herstellung unter fairen Bedingungen?“, „Werden die Rechte von Frauen und Kindern geachtet?“ Solche Fragen sollten wir uns bei Kaufprozessen stellen, berücksichtigen und in unsere Entscheidung einbeziehen.


Susanne Bachmann: Stichwort: Berliner Wasserbetriebe. Seit wann konzentrieren Sie sich denn auf die Nachhaltigkeitsziele, und welche sind für die Wasserbetriebe besonders wichtig? Wir haben ja gerade gesagt, die hängen alle sehr eng miteinander zusammen. Aber man muss das ja auch immer auf seine unternehmerische Wirklichkeit beziehen.


Nina Thorbeck: Konkret beschäftigen wir uns mit den UN-Nachhaltigkeitszielen seit 2019. Wir haben damit angefangen, als wir unsere Zukunftsstrategie 2030 „Ressourcen fürs Leben“ erarbeitet haben. Aus unserer Sicht war es aufgrund unserer Geschäftstätigkeit die einzige sinnvolle Lösung das Thema nachhaltige Entwicklung in unsere Zukunftsstrategie 2030 zu integrieren. Natürlich gibt es dabei einige Ziele, die herausgehoben sind. Das offensichtlichste ist sicher das sechste Ziel „Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen“. Darüber hinaus gehört das Ziel „Saubere und bezahlbare Energie“ zu unseren wichtigen Zielen. Einerseits, weil es die Aufgabe der Berliner Stadtwerke, unsere hundertprozentige Ökostrom-Tochter, adressiert, andererseits, weil wir mit dem Wassermanagement in der Stadt ebenfalls einen wichtigen Einfluss auf die Ressource Energie haben. Ein weiteres zentrales Ziel für uns, ist Ziel Nummer elf, „Nachhaltige Städte und Gemeinden“, denn als Landesunternehmen haben wir eine besondere Verantwortung für die Stadt.

Sauberes Wasser ist Lebensgrundlage


Susanne Bachmann: Als Dienstleister sehen Sie ja viele Facetten?


Nina Thorbeck: Richtig, im Zusammenhang mit der Wasserversorgung sind zum Beispiel die Themen Klimakrise, Katastrophenschutz, Regenwasser und Trinkbrunnen wichtig, um nur einige zu nennen. Auf Dauer sicheres und sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen, trägt wesentlich dazu bei, dass das Leben in der Stadt lebenswert bleibt. Auch das 13. Ziel, also „Maßnahmen zum Klimaschutz“, ist für uns wesentlich, denn für die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung benötigen wir viel Energie. Die bisher genannten sind unsere wichtigsten vier UN-Nachhaltigkeitsziele, aber es gibt noch einige weitere, die für uns auch eine Bedeutung haben.


Susanne Bachmann: Wasser und Gesundheit gehören, wie Sie ja bereits erwähnten, eng zusammen. Welche Ziele sind noch von Bedeutung?


Nina Thorbeck: Das wäre Ziel Nummer drei. Dann haben wir das Thema Geschlechtergleichheit, wie es in Ziel Nummer 5 formuliert ist. Dabei denken wir bereits mit dem Thema Diversity, was ja mehr bedeutet als die Geschlechtergerechtigkeit, darüber hinaus. Spannenderweise gibt es Ziele die wir zu Beginn unserer Reise mit den UN-Nachhaltigkeitszielen wenig Beachtung geschenkt haben, z.B. das Ziel "Leben unter Wasser." Da dieses Ziel vor allem die Weltmeere adressiert, haben wir es am Anfang ausgeklammert. Aktuell wird dieses Ziel im Hinblick auf Plastik, das über Flüsse in die Meere gelangt immer wichtiger. Ein weiteres hochinteressantes ist Ziel Nummer zwölf, "Nachhaltige/r Konsum / Produktion". Bei diesem Ziel kann jeder mitmachen Unternehmen wir Privatpersonen, indem bei Konsum und Beschaffung auf Nachhaltigkeit von Produkten geachtet wird.

Solarenergie, Wasserversorgung und Nachhaltigkeit gehören eng zusammen


Susanne Bachmann: Schaut man genauer hin, sieht man erst, wie eng die Ziele miteinander verknüpft sind. Frau Thorbeck, wie muss ich mir denn jetzt vor diesem Hintergrund Ihren Job als Nachhaltigkeitsbeauftragte bei den Berliner Wasserbetrieben vorstellen?


Nina Thorbeck: Bei meiner Arbeit geht es vor allem darum, das Thema täglich voranzubringen, also zu schauen, wo und wie wir besser werden können. Dazu gehört, die nachhaltige Entwicklung von Anfang an mitzudenken. Deshalb ist das Thema bei uns in der Strategieabteilung verankert. Ich bin dabei für die Nachhaltigkeitsthemen die Ansprechpartnerin, die den Überblick behält, einordnet, auf alles drauf schaut und fragt: Geht das jetzt in die richtige Richtung. Zu meinen Aufgaben gehört auch, die Kollegen und Kolleginnen zu beraten, wenn sie Fragen haben zur Nachhaltigkeit haben. Und natürlich geht es um Kommunikation, nach außen wie mit unserem Nachhaltigkeitsbericht und intern. Das ist zum Beispiel etwas, wo wir noch besser werden können. Dabei geht es darum, die Mitarbeitenden mitzunehmen und zu sensibilisieren, ihnen zu zeigen, dass auch sie einen Beitrag haben. Denn mit ihrem Handeln können sie den Unterschied machen.


Susanne Bachmann: Stichwort Nachhaltigkeitsbericht. Sie haben ihn gerade angesprochen. Der wird ja noch gedruckt. Das ist ja nicht wirklich nachhaltig, oder?


Nina Thorbeck: Sie haben Recht, da können wir sicher noch besser werden. Aber: Wir achten bereits seit Jahren auf umweltfreundliche Herstellung und lassen auch nur eine begrenzte Anzahl von Exemplaren drucken. Das machen wir, weil wir unseren Bericht gerne haptisch an einige unserer Stakeholder weitergeben, damit sie etwas in der Hand haben. In diesem Jahr haben wir angefangen, die Nachhaltigkeitsthemen im Internet stärker zu vernetzen. Das ist eine Aufgabe, die wir in die nächsten Jahre stärker voranbringen möchten.

"Ich glaube, im Vergleich mit anderen Unternehmen der Wasserwirtschaft sind wir schon sehr gut."

Forschung und Entwicklung der Berliner Wasserbetriebe


Susanne Bachmann: Wenn Sie sich jetzt einordnen könnten auf einer Nachhaltigkeits-Skala von eins wie mäßig bis zehn wie sehr gut, wo würden Sie sich da einordnen?


Nina Thorbeck: Das ist natürlich eine sehr herausfordernde Frage. Ich glaube, im Vergleich mit anderen Unternehmen der Wasserwirtschaft sind wir schon sehr gut. Da liegen wir etwa 7,5. Im Vergleich mit der Industrie im Allgemeinen schneiden wir etwas schlechter ab. Einfach, weil wir Dinge aufgrund gewachsener Strukturen nicht immer schnell und eins zu eins umsetzen können. Startups haben es da zum Beispiel deutlich einfacher: Die können die Nachhaltigkeit gleich vor Start des eigentlichen Business mitdenken. Dafür bin ich aber auch sicher, dass wir unseren Auftrag sicher langfristig erfüllen können.


Susanne Bachmann: Wenn Sie sich jetzt die Landschaft der Wasserbetriebe anschauen, was würden sie denn den Ihnen verbundenen Unternehmen mit auf den Weg geben wollen in Sachen Nachhaltigkeit?


Nina Thorbeck: Am wichtigsten: Denkt das Thema Nachhaltigkeit mutig mit. Traut Euch, neue Wege zu gehen, Dinge auszuprobieren. Und – ganz wichtig –: Integriert die Nachhaltigkeit in Eure Strategie, orientiert euch dabei an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Denn Nachhaltigkeit hat sich nicht in zwei, drei Jahren erledigt, sondern ist etwas Langfristiges. Es ist eine Chance, die wir haben.

Alles zum Thema Nachhaltigkeitsziele gibt es hier.