Das erste Nachhaltigkeitsziel der UN: Keine Armut
Armut? Hier bei uns in Deutschland? Eigentlich ein Thema, das uns auf den ersten Blick nur wenig angeht. Denn: Wir leben in einem reichen Land mit einem Sozialstaat, der ein großes Paket an Leistungen für arme Menschen im Land bereitstellt. Eigentlich – so scheint es – eine komfortable Situation … Und doch gibt es Armut – hierzulande und weltweit.
Global gesehen sinkt die Armutsquote – sagt die Weltbank. Und hat auch die passende Erklärung dafür parat: Besonders der wachsende Wohlstand in China und Indien, den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt, sei dafür verantwortlich. Das gilt nicht für Afrika mit seinen 54 Ländern – hier bewegt sich in Sachen Armut so gut wie nichts, seit Jahrzehnten übrigens. Besonders die südlich der Sahara gelegenen Staaten des Kontinents sind von Armut betroffen. Ein Beispiel: Im Südsudan, einem geteilten Land, das seit langem durch Bürgerkriege von sich reden macht, lebten 2022 ganze 85% der Menschen dort von 1,90 USD pro Tag. In Euro: 1,73! Damit könnten wie uns hier in Deutschland nicht einmal ein Brot (500 g) kaufen, denn das kostet inzwischen etwa 3 Euro.
Menschen, die mit einem solchen Tages-Salär auskommen müssen, leiden nicht nur Hunger. Ihnen fehlt in der Regel alles, was ein Leben, wie wir es kennen, ausmacht. Sie haben selten Zugang zu sauberem Wasser oder sanitären Einrichtungen. Sie können sich nicht gesund ernähren – Unter- oder Mangelernährung sind die direkten Folgen. Sie haben keinerlei Möglichkeiten, sich zu bilden, um so aus der Armutsspirale auszusteigen. Vor allem Kinder sind es übrigens, die überproportional von Armut betroffen sind. Die Weltbank stellt fest: „Die Unterversorgung von Grundbedürfnissen trifft damit besonders oft diejenigen, für die elementare Güter wie Nahrung, Bildung und medizinische Versorgung besonders wichtig wären.“ Übrigens: Bis 2030, schätzt die Weltbank, werden neun von zehn armen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent leben.
Die UN und auch wir über unsere Bundesregierung engagieren sich vor Ort, um dieses nachhaltige Ziel zu erreichen. Ein Schwerpunkt etwa ist, die Wirtschaft auf dem Kontinent zu stärken. Da es vielfach an Fachkräften fehlt, fließen Fördergelder in die Berufsausbildung vor Ort. Da viele extrem arme Menschen auf dem Land leben, unterstützt die deutsche Entwicklungspolitik vor allem Kleinbauern z.B. dabei, sich eine eigene Existenzgrundlagen zu schaffen und Lebensmittel vor Ort zu erzeugen.
Uns geht es eigentlich ganz gut: Trotz des russischen Überfalls auf die Ukraine haben wir vieles ganz gut im Griff. Ja, die Inflationsrate macht uns zu schaffen, auch, wenn sie gerade wieder sinkt. Und ja, auch die Energiepreis machen uns Sorgen. Vom Thema Klima und Umwelt ganz zu schweigen. Alles in allem aber Themen, die uns in unserer Existenz noch nicht wirklich bedrohen. Auch, wenn sie Angst machen und den einen oder anderer schwer belasten als den anderen.
Fakt ist: Wirtschaftlich betrachtet stehen wir hierzulande ganz gut da. Fakt ist allerdings auch, dass es knapp vier Prozent der Menschen in Deutschland an wichtigen Gebrauchsgütern fehlt – so drückt es die Bundesregierung aus und meint damit: Diesen vier Prozent geht es richtig schlecht. Dabei ist unser soziales Netz wahrlich nicht das schlechteste, sondern eines der besten der Welt. Wohngeld, Grundsicherung für Arbeitssuchende, Bürgergeld usw. Die Leistungen sind bekannt, reichen aber nicht immer. Denn, wer in Deutschland arm ist, lebt oftmals auch am Rande der Gesellschaft, wird oftmals ausgegrenzt, schämt sich nicht selten, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Aktuell, so das Statistische Bundesamt, sind 21% der Menschen in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das nennt man übrigens „Armutsgefährdung“. Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert: „Danach gelten Personen als "verarmt", wenn sie über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat (der EU), in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist". Basierend auf dieser Einordnung beschreibt die Europäische Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) eine Person dann als armutsgefährdet, wenn ihr Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60 % des nationalen mittleren Einkommens beträgt. Viele Zahlen, viel Statistik ...
Klar ist: Auch wir hier in Deutschland haben mit Armut zu kämpfen – auch wenn sie bei weitem nicht mit der vergleichbar ist, die wir etwa auf dem afrikanischen Kontinent antreffen. Bei uns ist es der Staat, der seinen Bürgerinnen und Bürgern ein Existenzminium zum Leben garantieren muss. Sagt das Grundgesetzt. Für die Bundesregierung also Aufgabe und Verantwortung gleichermaßen. Und: eine echte Herausforderung, auch für reiche Nationen wie die unsere – konstatiert die Bundesregierung. Die beste Rückversicherung seien ein solider funktionierender Arbeitsmarkt mit stabilen Beschäftigungsquoten und natürlich vernünftige politische Entscheidungen in Sachen Bildung, Gesundheit und Sozialstaat. Mehr Infos zum Thema gibt es hier.
Beseitigung der extremen Armut für alle Menschen überall auf der Welt.
Mindestens um die Hälfte den Anteil der Männer, Frauen und Kinder jeden Alters, die in Armut in all ihren Dimensionen nach der jeweiligen nationalen Definition leben, senken.
Sozialschutzsysteme und -maßnahmen für alle umsetzen, einschließlich eines Basisschutzes, und eine breite Versorgung der Armen und Schwachen erreichen.
Sicherstellen, dass alle Männer und Frauen, insbesondere die Armen und Schwachen, die gleichen Rechte auf wirtschaftliche Ressourcen sowie Zugang zu grundlegenden Diensten, Grundeigentum und Verfügungsgewalt über Grund und Boden und sonstigen Vermögensformen, Erbschaften, natürlichen Ressourcen, geeigneten neuen Technologien und Finanzdienstleistungen einschließlich Mikrofinanzierung haben.
Die Widerstandsfähigkeit der Armen und der Menschen in prekären Situationen erhöhen und ihre Exposition und Anfälligkeit gegenüber klimabedingten Extremereignissen und anderen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Schocks und Katastrophen verringern.
Eine erhebliche Mobilisierung von Ressourcen aus einer Vielzahl von Quellen gewährleisten, einschließlich durch verbesserte Entwicklungszusammenarbeit, um den Entwicklungsländern und insbesondere den am wenigsten entwickelten Ländern ausreichende und berechenbare Mittel für die Umsetzung von Programmen und Politiken zur Beendigung der Armut in all ihren Dimensionen bereitzustellen.
Auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene solide politische Rahmen auf der Grundlage armutsorientierter und geschlechtersensibler Entwicklungsstrategien schaffen, um beschleunigte Investitionen in Maßnahmen zur Beseitigung der Armut zu unterstützen.
"Die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten. Seit 2016 arbeiten alle Länder daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und Reduzierung von Ungleichheiten in nationale Entwicklungspläne zu überführen. Dabei ist es besonders wichtig, sich den Bedürfnissen und Prioritäten der schwächsten Bevölkerungsgruppen und Länder anzunehmen - denn nur wenn niemand zurückgelassen wird, können die 17 Ziele bis 2030 erreicht werden."
Quelle: Ziele für nachhaltige Entwicklung, Vereinte Nationen
Seit wir uns mit den Nachhaltigkeitszielen beschäftigt, schauen wir genauer hin. Und fragen uns: Was tun wir eigentlich als Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit? Gerade das Thema Armut ist ein schwieriges – betrifft es doch vor allem den Rest der Welt, etwa Afrika, und ist für uns damit eigentlich sehr weit weg.
Aber: Armut gibt es natürlich auch bei uns in Deutschland, wie der Beitrag zeigt. Was also können wir als Unternehmen tun, um diesem Umstand gerecht zu werden?
Unsere stärkste Stellschraube: unsere Löhne und Gehälter. Und so haben wir uns mit Einführung des Mindestlohns vorgenommen, immer noch eine kleine Schippe draufzulegen. Damit sind wir nicht allein: Das Land Berlin etwa zahlt statt der bundesweit geltenden Mindestlohngrenze von 12 Euro heute 13 Euro. Das haben wir uns zum Vorbild genommen und zahlen nochmals einen Euro oben drauf. Wir wollen unsere Mitarbeitenden halten und setzen dabei vor allem auf Wertschätzung – auch monetäre. Wir wissen: Das zahlt sich aus. Und wünschten uns, dass sich uns mehr Arbeitgeber:innen anschließen würden. Denn: Veränderung geht nur gemeinsam!
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