Das zweite Nachhaltigkeitsziel der UN: Kein Hunger
Mehr als 828 Millionen Menschen weltweit haben nicht genug zu essen und hungern – eine Realität, die schmerzt und die die UN in den Mittelpunkt ihres zweiten Nachhaltigkeitsziels gestellt hat. Den Hunger beenden, so heißt es bei der UN, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern. Auch, wenn uns die Thematik lange nicht so betrifft wie etwa Afrika oder Asien, können wir einiges dafür tun, um das SDG-Ziel Nummer Zwei zu erreichen.
Der Hunger in der Welt hat zugenommen. Eine erschreckende Tatsache, die der so genannte Welthunger-Index mit deutlichen Zahlen belegt: Weltweit, so die Welthungerhilfe, die diesen Index erhebt, haben wir es mit einer dramatischen Situation zu tun. Weiter heißt es: „Die Welt steht vor einem schweren Rückschlag bei den Bemühungen den Hunger zu beenden.“ Wesentliche Treiber dieser Entwicklung: die Krisen dieser Welt.
Die Welthungerhilfe stellt fest: „So hat der Krieg in der Ukraine weltweit die Preise für Nahrungsmittel, Energie und Düngemittel weiter in die Höhe schnellen lassen und wird auch 2023 und darüber hinaus den Hunger noch erheblich verschärfen.“ Die Krisen sind es natürlich nicht allein – dazu kommen die ohnehin existierenden strukturellen Ursachen des Hungers wie Armut, Ungleichheit, eine schlechte politische Lage im Land (u.a. durch eine korrupte Regierungspolitik), Infrastruktur und eine nicht ausreichende landwirtschaftliche Produktivität. „Im Moment werden unsere Böden, unser Süßwasser, unsere Ozeane, unsere Wälder und unsere Biodiversität rasch zerstört“, konstatieren die Vereinten Nationen. „Der Klimawandel übt einen noch größeren Druck auf die Ressourcen aus, von denen wir abhängig sind und erhöht das Risiko auf Katastrophen wie Dürren und Überschwemmungen.“
Menschen, die in Südasien (Bangladesh, Bhutan, Indien, Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka) und Subsahara-Afrika (49 Staaten südlich der Sahara, etwa Kenia, Ghana, Äthiopien) leben, sind am ehesten vom Hunger betroffen und weiterhin bedroht. In Südasien sind es vor allem die Kinder, für die diese Situation durch eine weltweit höchste Auszehrungs- und Wachstumsverzögerungsrate lebensbedrohlich ist. Auch in Afrika spitzt sich die Situation nicht zuletzt durch die schwerste Dürre-Katastrophe der letzten 40 Jahre zu. Kein Wunder also, dass hier südlich der Sahara die höchsten Raten von Kindersterblichkeit und Unterernährung zu finden sind.
Fakten:
Quelle: Das Hungerprojekt, 2023
Fakt ist aber auch: Die Versorgung mit ausreichend und guten Lebensmitteln ist Menschenrecht – und geregelt: in Art. 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie in Art. 11 des UN-Sozialpakts. Damit ist es auch völkerrechtlich verankert. Es ist, so erklärt die Bundesregierung auf ihrer Nachhaltigkeitsseite, Teil unseres Wertekanons. Nicht von ungefähr: Mit der Beseitigung von Armut und Hunger nehmen Fluchtursachen ab, Flüchtlingsströme verringern sich
Fakt ist – allen Krisen zum Trotz: Wirtschaftlich betrachtet stehen wir hierzulande ganz gut da. Allerdings: Die bereits dargestellte Armutsgefährdung bringt auch den Hunger in eine der reichsten Wirtschaftsnationen der Welt. Denn: Immer mehr Menschen in Deutschland haben schlicht zu wenig Geld, um sich ausreichend und gesund zu ernähren.
Aktuell, so das Statistische Bundesamt, sind 21% der Menschen in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das nennt man übrigens „Armutsgefährdung“. Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert: „Danach gelten Personen als "verarmt", wenn sie über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat (der EU), in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist". Basierend auf dieser Einordnung beschreibt die Europäische Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) eine Person dann als armutsgefährdet, wenn ihr Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60 % des nationalen mittleren Einkommens beträgt. Viele Zahlen, viel Statistik ...
Klar ist: Auch wir hier in Deutschland haben mit Armut zu kämpfen – auch wenn sie bei weitem nicht mit der vergleichbar ist, die wir etwa auf dem afrikanischen Kontinent antreffen. Bei uns ist es der Staat, der seinen Bürgerinnen und Bürgern ein Existenzminium zum Leben garantieren muss. Sagt das Grundgesetzt. Für die Bundesregierung also Aufgabe und Verantwortung gleichermaßen. Und: eine echte Herausforderung, auch für reiche Nationen wie die unsere – konstatiert die Bundesregierung. Die beste Rückversicherung seien ein solider funktionierender Arbeitsmarkt mit stabilen Beschäftigungsquoten und natürlich vernünftige politische Entscheidungen in Sachen Bildung, Gesundheit und Sozialstaat.
Mehr Infos zum Thema gibt es auf der Seite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Man kenne diese Fakten, die dazugehörigen Zahlen, habe auch den Investitionsbedarf beziffert, der den Hunger weltweit beenden könnte, und entsprechende Lösungsansätze entwickelt – aber: „Das Problem besteht in der politischen Umsetzung und im fehlenden politischen Willen in der Welt.“
Erforderlich sei, so die Vereinten Nationen, ein tiefgreifender Wandel des globalen Ernährungs- und Landwirtschaftssystems. Entscheidend für die Steigerung der Kapazität für landwirtschaftliche Produktivität und nachhaltige Nahrungsmittelproduktionssysteme seien Investitionen in die Landwirtschaft. Nur so lassen sich Gefahren des Hungers weltweit lindern.
Tatsache ist: Wir könnten, wenn wir denn wollten, alle Menschen auf der Welt ernähren. Denn die vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten sind vorhanden – betont auch das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
Auch was es dafür braucht, hat das BMZ dargelegt: mehr Investitionen – in Bildung, in eine nachhaltige Landwirtschaft, in Infrastruktur und in Wertschöpfung vor Ort.
Die Vereinten Nationen haben drei Maßnahmen zur Umsetzung von SDG 2 formuliert:
Der Plan steht also ... aber wie und wann setzen wir ihn um? Und: Was können wir als Unternehmen, als Person unternehmen? Wo und wie können wir aktiv werden?
Weiterführende Infos hat die Welthungerhilfe zusammen getragen.
Wir schauen genauer hin – das ist unser Anspruch für die Beschäftigung mit der Agenda 2030 und ihren 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Nicht alle Ziele sind für uns sofort und auf den ersten Blick greifbar oder erreichbar. Gerade auch Armut (SDG 1) und Hunger (SDG) gehören dazu. Sind die Themen für uns wirklich relevant? Sind sie nicht eigentlich viel zu weit weg von unserem Leben, unserer Gesellschaft? Wir glauben: Nein, das sind sie nicht. Denn Hunger (und eben auch Armut) gehen uns alle an. Weil Hunger und Armut, unsere Realität verändert. Man denke nur an die Fluchtbewegungen, die Elend dieser Art hervorrufen. Und so verändert sich direkt vor unserer Haustür die Welt und unsere Gesellschaft. Hinzu kommt: Auch wenn wir bei uns nicht wirklich von hungernden Menschen sprechen können, existiert doch die Tatsache der so genannten Ernährungsarmut. Und hier geht es um eine optimale Versorgung mit Nährstoffen, um Nachhaltigkeit, um Menschenwürde und Teilhabe. Vor allem Kinder aus einkommensschwachen Familien sind betroffen. Mit Corona, dem Ukraine-Krieg, der Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten spitzt sich die Lage weiter zu. Auch ältere Menschen, Student:innen, Auszubildende geraten zunehmend in Bedrängnis.
Wir als Unternehmen setzen genau hier an. Haben schon immer mehr als den gesetzlich geregelten Mindestlohn gezahlt. Das ist – zugegeben auf den ersten Blick – nicht viel. Aber: Es ist ein Anfang. Wir sprechen darüber, weil wir ein Beispiel geben wollen. Für andere Arbeitgeber:innen. Denn: Veränderung geht nur gemeinsam!
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